Liebe Eltern,
Ihre Schreiben vom 5. Juni 2020 habe ich ebenso erhalten, wie Ihren Fragenkatalog zum Medienentwicklungsplan.
Mit diesem Schreiben möchte ich Sie über den Stand der Dinge in Sachen Digitalisierung
der Bochumer Schulen informieren.
In der Phase der Corona-Pandemie ist uns allen sehr schnell klargeworden, wie wichtig die Digitalisierung
der Schulen ist. Die Bochumer Schulen haben sehr schnell reagiert und vieles bewegt, um das
Lernen auf Distanz zu ermöglichen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei all den Lehrerinnen
und Lehrern bedanken, die mit viel Engagement und Ideenreichtum den Schülerinnen und Schülern
digitale Lernangebote gemacht haben.
Die Situation wäre aber für alle einfacher, wenn wir bei der Digitalisierung der Schulen schon weiter
wären. Natürlich ist schon so einiges auf den Weg gebracht worden, haben Schulen auch mit Unterstützung
der Eltern bzw. der Fördervereine - auch dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken - vieles
erreicht. Und dennoch ist noch viel zu tun.
Genau deshalb hat der Rat der Stadt im vergangenen Jahr einen Medienentwicklungsplan für alle Bochumer
Schulen beschlossen. Der Medienentwicklungsplan (MEP) ist ein Instrument, mit dem der
Schulträger, also die Stadt Bochum, in Abstimmung mit den Schulen die Digitalisierung der Schule bis
zum Schuljahr 2024/2025 plant und die dafür erforderlichen Voraussetzungen beschreibt.
Unsere Ziele sind klar: Die Schule der Zukunft in Bochum muss schnell und digital sein. Glasfaseranbindung,
Breitbandzugang, ein performantes und skalierbares WLAN und der Einsatz moderner Endgeräte
in den Schulen ermöglichen den umfassenden Einsatz neuer Technologien und somit, dass
sich die Lernformen entsprechend der digitalen Herausforderungen verändern können.
Der Medienentwicklungsplan hat drei Säulen:
1. Säule Schulische Medienkonzepte, Unterrichtsentwicklung, Fortbildung
2. Säule Netzinfrastruktur, Hardwareausstattung
3. Säule Wartung, Support
Für die 2. und 3. Säule ist Folgendes vorgesehen:
• Um allen Bochumer Schulen diese bestmöglichste digitale Ausstattung zu bieten, werden alle
Schulstandorte mit einem Glasfaseranschluss (1 Gigabit) ausgestattet. Leider fehlt noch immer
die Förderzusage des Landes zur Glasfaseranbindung. Deshalb schließt die Stadt die
weiterführenden Schulen jetzt auf eigene Kosten an das Breitbandnetz an. Die Arbeiten laufen
und sollen bis August 2020 abgeschlossen sein.
Der Oberbürgermeister
• Bei der Hard- und Software-Ausstattung an Schulen wird der Fokus zunächst auf die weiterführenden
Schulen und Berufskollegs/Weiterbildungskolleg gelegt. Dann folgen die Grundund
Förderschulen. In allen Schulformen sollen Altgeräte ohne Restwert bedarfsorientiert ersetzt
werden. Zur Schaffung der notwendigen strukturierten Inhouse-Infrastruktur werden alle
Schulstandorte in Augenschein genommen. Externe Firmen werden mit der Umsetzung beauftragt.
Alle Schulstandorte, an denen aktuell Sanierungsmaßnahmen laufen, werden mit einem
einheitlichen abgestimmten Standard der digitalen Inhouse-Infrastruktur (aktive und passive
Komponenten) schon heute ausgestattet.
• Dabei sollen alle Schulen auch mit einem gemanagten WLAN ausgerüstet werden. Ziel ist, in
jedem Fach- und Klassenraum das Arbeiten mit digitalen Medien zu ermöglichen. Zudem soll
im Abgleich mit den pädagogischen Konzepten der Schulen jeder Klassen- und Fachraum mit
einer audiovisuellen Präsentationseinheit ausgestattet sein.
• Die Ausstattung der Schulen erfolgt mit einer möglichst einheitlichen Hardware und entsprechenden
Wartungs- und Supportleistungen (u. a. Endgeräte, Präsentationstechnik, WLAN).
Dabei sollen in der Regel mobile Endgeräte in Form von Tablets (z. B. Apple iPads) eingesetzt
werden. Ziel ist es, rund 10.000 Tablets bzw. sonstige Endgeräte für die Bochumer
Schulen bereitzustellen. Aktuell wird diskutiert, mit Mitteln der Bundesregierung Endgeräte für
bedürftige Schülerinnen und Schüler anzuschaffen. Hier wartet die Stadt auf Informationen
seitens der Landesregierung.
• Es wird zudem eine einheitliche Serveradministration eingeführt, die u. a. auch den Anforderungen
eines Mobil Device Managements genügt.
• Aktuell ist die Stadt dabei, MS-Office 365 auszurollen. Es kann Lehrkräften sowie Schülerinnen
und Schülern als gemeinschaftliche Austauschplattform und zur Sicherung der inhaltlich
erarbeiteten Unterrichtsinhalte dienen und das Lernen auf Distanz unterstützen.
Auch an konzeptioneller Unterstützung - Stichwort 1. Säule - ist gedacht: Das Kompetenzteam Bochum
(angesiedelt bei der unteren Schulaufsicht) berät die Schulen bei der Erstellung der schulischen
Medienpläne und erarbeitet zusammen mit dem Schulträger ein Fortbildungskonzept. Für all diese
Maßnahmen aber insbesondere, um die Bochumer Schullandschaft ganzheitlich und modern aufzustellen,
stehen der Stadt Bochum Förderprogramm wie zum Beispiel Gute Schule 2020 und Digital-
Pakt Schule zur Verfügung. Wir als Schulträger wissen, jede einzelne Schule hat unterschiedliche Entwicklungsstände.
Daher wird auch unsere Unterstützung unterschiedlich in Anspruch genommen.
Doch unser Ziel ist es, jede einzelne Schule mit ihren Bedürfnissen und Anforderungen an digitalen
Unterricht an ihrem Punkt abzuholen und gemeinsam das Thema Digitalisierung voranzutreiben und
umzusetzen. Gemeinsam mit Schulen schauen wir individuell, welche Lösungen - auch in der Zwischenzeit
- an den einzelnen Schulen benötigt werden. All dies ist uns bekannt. Doch auch wir benötigen
die Zeit, alle Anforderungen entsprechend umzusetzen.
Das Schulverwaltungsamt ist offen für jeden Hinweis und jede Unterstützung, die es ermöglicht die
Bochumer Schullandschaft zu fördern. Wir werden gerne Ihre Anregungen aufgreifen.
Vielleicht wird nicht immer alles so schnell laufen, wie wir es uns wünschen würden. Auch wenn gerade
jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie der Ruf nach einer schnellen und umfassenden Digitalisierung
der Schulen laut wird: Die Digitalisierung von 80 Schulen mit insgesamt 93 Standorten in Bochum
ist eine große und sehr komplexe Aufgabe, die Zeit braucht.
Beste Grüße
Dietmar Dieckmann
- Martin Hiltrop